Zeitungen in einem Zeitungsständer beim Händler

Wohnraum dringend gesucht


Als Russland vor rund einem Jahr die Ukraine überfiel und immer mehr Menschen vor dem Krieg aus dem Land flohen, war die Welle der Hilfsbereitschaft in Seeheim-Jugenheim wie in ganz Deutschland enorm. Arbeitszimmer wurden kurzerhand zu Gästezimmern umfunktioniert, leerstehende Wohnungen und Häuser mit Möbeln bestückt, um den Geflüchteten eine Bleibe bieten zu können. Ein großer Teil der vorwiegend Frauen und Kinder konnte so in der Kommune über das Modell „Vermiete an Deine Gemeinde“ in Privatunterkünften untergebracht werden. Was als Hilfe für kurze Zeit gedacht war, stellt die Gemeindeverwaltung angesichts des anhaltenden Kriegsgeschehens jetzt vor eine erneute Herausforderung. Denn einige der Mietverträge laufen aus und neuer Wohnraum muss sowohl für die bereits hier lebenden als auch für die neu ankommenden Geflüchteten gesucht werden, deren Zahl momentan wieder steigt.

„Aus der kurzfristigen Hilfe ist ein weiter bestehender Bedarf geworden“, fasst es der Leiter des Bürgerbüros Ralf Sturm zusammen, der bei der Gemeindeverwaltung gemeinsam mit Conny Kumle für die Betreuung der Geflüchteten zuständig ist. In den ersten Wochen und Monaten nach dem Kriegsbeginn haben sich die beiden vorwiegend um die Wohnungsvermittlung gekümmert: die vielen Angebote gesichtet, Geflüchtete und Vermieter zusammengebracht und Verträge nach dem Modell „Vermiete an Deine Gemeinde“ geschlossen. Dabei geht nicht der Empfänger der Sozialleistung das Mietverhältnis ein sondern die Gemeinde, was nicht nur die Mietzahlungen garantiert. Mit allen Fragen können sich die Vermieter direkt an die Ansprechpartner bei der Gemeindeverwaltung wenden und so mögliche Sprachbarrieren umgehen.

Für rund 40 Unterkünfte konnten auf diese Weise die passenden Mieter finden. „Es ist uns sehr wichtig, dass beide Seiten zusammenpassen“, betont Conny Kumle. „Aber die letzte Entscheidung trifft natürlich der Vermieter“. Aktuell sind es 173 Menschen aus der Ukraine, die in Seeheim-Jugenheim leben: 110 Erwachsene und 63 Kinder. Nicht alle davon sind in Privatunterkünften untergekommen. 24 Frauen, Kinder und Jugendliche wohnen etwa in der Flüchtlingsunterkunft im Balkhäuser Tal, die mit ihrer Lage weit außerhalb von Jugenheim den Alltag mit Kindergarten, Schule oder Einkaufen erschwert.

Insgesamt verzeichnet die Gemeinde 207 Anmeldungen von ukrainischen Geflüchteten seit dem Ausbruch des Kriegs. 40 davon sind trotz Bomben und Zerstörung mittlerweile wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, darunter 19 Kinder. „Da momentan jedoch keine friedliche Lösung in Sicht ist, ist zu erwarten, dass noch weitere Menschen aus der Ukraine zu uns fliehen werden“, erklärt Bürgermeister Alexander Kreissl. Für die Geflüchteten aus der Ukraine wie auch für andere Geflüchtete etwa aus Syrien oder Afghanistan, die die offizielle Aufenthaltsgenehmigung erhalten haben, sucht die Gemeindeverwaltung deshalb dringend nach Wohnraum. „Mit einer freien Wohnung oder auch einem Haus, das an uns vermietet wird, können Bürgerinnen und Bürger große Hilfe leisten und Menschen in Not ein Zuhause bieten.“

Wer Wohnraum zur Verfügung hat, egal ob Einzimmerwohnung oder ein ganzes Haus, kann sich direkt mit Conny Kumle, Tel. 06257/990-154, E-Mail conny.kumle@seeheim-jugenheim.de, oder Ralf Sturm, Tel. 06257/990-302, E-Mail ralf.sturm@seeheim-jugenheim.de in Verbindung setzen.