Osterglocken blühend in leuchtenden Gelb auf der Wiese

Baudenkmäler Jugenheim

Baudenkmäler und Künstler in Jugenheim 

Mit dem erwachenden Leben in den Sommermonaten auf Schloss Heiligenberg, beginnt am Ende der 1850-iger Jahre in Jugenheim der Fremdenverkehr. Vor allem durch die Besuche der Zarenfamilie aus St. Petersburg wächst das Interesse für Feriengäste an der Bergstraße. So entstehen bald Pensionen und Hotels, Dienstleistungsbetriebe siedeln sich an, und wohlhabende Familien errichten sich hochherrschaftliche Landhäuser.  

Fachwerkhaus, altes Rathaus Jugenheim


Solche Villen in parkähnlichen Gärten sind z.T. gut erhalten, neuzeitlich renoviert und können von außen besichtigt werden. Einen zusätzlichen Aufschwung brachte der Bau der Kleinbahn von Seeheim über Jugenheim nach Bickenbach (ab 1894). Die Blütezeit für die Errichtung der Villen dauerte etwa bis zum Beginn des ersten Weltkrieges.

Der Besucher beginnt den etwa 1-stündigen Rundgang zweckmäßig auf dem Parkplatz des Schwimmbades in der Burkhardtstraße, geht 200 m bergauf und biegt nach rechts in die Hauptstraße Richtung Ortsmitte ein. Links kann man im „Roseneck“ aus dem Jahre 1936 verweilen und steht vor dem historischen Rathaus von Jugenheim, gebaut etwa 1555.

Das schlichte Fachwerkhaus aus der Renaissance wird u.a. von einer Bücherei und für Ausstellungen genutzt. Den Siegfriedbrunnen im Jugendstil an der Giebelseite schuf der Jugenheimer Bildhauer Daniel Greiner im Jahr 1913.

Hält man sich rechts kann man den Turm der evangelischen Bergkirche erkennen, die man beim Aufstieg zum Schloss Heiligenberg besichtigen sollte, es sei denn, man verzichtet auf den kleinen Umweg.

Gegenüber dem Rathaus fällt das „Alte Forstamt“ aus dem Jahr 1552 auf, das heute eine karitative Stiftung nutzt. 200 m weiter geht man am ehemaligen Hotel Krone vorbei, in dem russische Gäste während der Zarenaufenthalte in Jugenheim nächtigten. Man geht auf der Straße „Im Balkhäuser Tal“ einige Schritte bergauf und biegt rechts in den Helene-Christaller-Weg. Dort befindet sich das „Blaue Haus“ (Haus-Nr. 3), in dem die bekannte Autorin Helene Christaller bis zu ihrem Tod im Jahre 1953 wohnte.

Weiter oben befindet sich das sehenswerte Museum Stangenberg Merck, mit Gemälden der gleichnamigen Künstlerin – man sollte sich die Zeit nehmen, die Galerie zu besuchen. Dieses „Haus auf der Höhe“ wurde von dem  bedeutenden „Baumeister der Bergstraße“, Heinrich Metzendorf, 1904 gestaltet. Auch die Besichtigung des Parks mit traumhafter Aussicht sollte nicht fehlen.

Der Weg führt wieder bergab in den Pauerweg, links gegenüber der „Krone“. Hier beginnt das Villenviertel von Jugenheim. Man bleibt vor dem Haus Nr. 30 stehen, das 1860 vom Pianisten Ernst Pauer errichtet wurde, und wirft einen Blick in den „grünen“ Garten. Man geht weiter und betritt ein Viertel mit weiträumigen Parkanlagen und großzügigen Villen. Hier wohnen zum Teil Familien der „Merck-Dynastie“ (Chemie-Imperium in Darmstadt).

Am Ende des Pauerweges biegt man rechts in die Merckstraße, und gleich wieder in die Alsbacher Straße mit weiteren sehenswerten Villen ein, der man bis zur Hauptstraße folgt. Gleich rechts findet man die Villa Brodnitz (Haus-Nr. 48) aus 1851 in spätklassizistischem Baustil, der an Georg Moller, den Hofbaumeister der Großherzöge im 19. Jahrhundert, erinnert.

Man geht einige Schritte auf der Hauptstraße nach links und biegt in die Sandmühlstraße ein. Rechts sieht man auf die katholische Kirche St. Bonifatius, die im Jahre 1912/13 vom Architekt Rommel erbaut wurde.

An der Einmündung zur Ludwigstraße steht der „Friedensbrunnen“, der 1909 vom Jugenheimer Bildhauer Daniel Greiner (Rathausbrunnen) geschaffen wurde. Man schlendert die Ludwigstraße rechts bis zur nächsten Kreuzung hinauf und biegt nach links in die Lindenstraße ein. An der Ecke steht ein interessantes Backsteingebäude, das alte Postgebäude aus dem Jahr 1901. Man geht durch die Lindenstraße, vorbei an schönen alten Villen (Haus-Nr. 6 im neoklassizistischen Stil aus dem Jahre 1867), zurück zum Parkplatz.

Textzusammenstellung: Karl Listner
Redaktion: Jürgen Eck, Museumsverein Seeheim-Jugenheim
Textgrundlage: Heimatbuch Seeheim-Jugenheim 1981