Osterglocken blühend in leuchtenden Gelb auf der Wiese

Schloss Seeheim

Schloss und Schlosspark Seeheim 

Großherzog Ludewig I. von Hessen konnte im Jahre 1808 einen Rokokopark am östlichen Hang von Seeheim und das darin gelegene Hofgut seines Amtmannes Johann Georg Pistor erwerben, da dieser wegen Unregelmäßigkeiten in der Steuerkasse in Ungnade fiel. Zunächst war jedoch der Nutzen des Besitzes von etwa 25 ha sehr gering, weil die Landwirtschaft wenig Gewinn abwarf und die Räumlichkeiten der Gebäude den Ansprüchen eines Großherzogs nicht genügten.


Ludewig I. ließ den Park in den 1810-er Jahren zu einem englischen Landschaftspark mit Baumgruppen, Rasenflächen, Grotten sowie mit einer Lindenallee und Sichtachsen umgestalten. Dieser Park ist bis heute weitgehend erhalten geblieben und kann jederzeit besichtigt werden.
Im Jahre 1830 wurde Westeuropa von einer Choleraepidemie bedroht, so dass Großherzog Ludwig II., der den Besitz von seinem Vater geerbt hatte, ein Refugium für sich und seine Familie suchte und dieses in Seeheim fand. Dazu wurde eiligst das Anwesen erweitert, wobei die Bauweise für ein „Schloss“ einmalig in Deutschland ist: Die meisten Gebäude wurden in Blockhausbauweise mit senkrechten Ständern, z. T. sogar zweistöckig, errichtet. Das gesamte Gelände wurde mit einem unüberwindlichen Palisadenzaun umgeben. Die Cholera machte zwar um Darmstadt einen Bogen, die großherzogliche Familie hatte jedoch einen Landsitz gewonnen, den sie in den Sommermonaten gern und sehr häufig nutzte.

Nachdem die Darmstädter Großherzöge das Schloss etwa ab dem Jahr 1900 nur noch selten aufsuchten, wurde das Anwesen zunächst als Pension für begeisterte Gäste aus ganz Europa genutzt, 1940 an die Deutsche Reichspost (ab 1950 Deutsche Bundespost) verkauft, um Ferienaufenthalte für ihre Angestellten zu ermöglichen. Im Jahr 1955 erwarb die amerikanische Bibelschule „Bergstraße“ das ehemalige Schloss und bildete darin bis 1990 viele hundert Missionare aus. Danach verkam das großherzogliche Schloss – auch durch Brandeinwirkung – mehr oder weniger zur Ruine und stand kurz vor dem Abriss.

Glücklicherweise bot im Jahre 2004 ein Investor der Gemeinde Seeheim-Jugenheim an, das gesamte Anwesen zu kaufen, das Schloss denkmalgerecht zu renovieren und danach den Besitz in eine Eigentümergemeinschaft umzuwandeln. Man wurde sich schnell einig, und heute ist das Ensemble in sehenswertem Zustand, einschließlich der Bebauung mit Einzelhäusern am Parkrand. Der Park ist öffentlich, lediglich die Zufahrtsrampe und der Schlosshof sind Privatbesitz und z.Zt. nicht zugänglich.

Der Park ist vom Sebastiansmarkt in wenigen Minuten zu erreichen: Man überquert die Darmstädter Straße, hält sich in der Schlossstraße links und nach 50 m wieder rechts und schaut bereits in den Park hinein.

Textzusammenstellung: Karl Listner
Redaktion: Jürgen Eck, Museumsverein Seeheim-Jugenheim
Textgrundlage: Das Seeheimer Schloss und seine faszinierende Geschichte