Zeitungen in einem Zeitungsständer beim Händler

Bewegungsparcours für Senioren als größtes Projekt


Am 18. Mai endet die Briefwahlfrist für die Wahl der Seniorenvertretung, die alle fünf Jahre neu bestimmt wird. Wahlberechtigt sind alle Bürgerinnen und Bürger in der Kommune ab 60 Jahren, was mit einer Zahl von rund 5.600 Stimmberechtigten etwa ein Drittel der Einwohnerzahl in Seeheim-Jugenheim ausmacht. Bernd Dietrich, der 15 Jahre lang dem Seniorenbeirat vorstand, schaut zurück auf seine Amtszeit und gibt Einblick in seine Erfahrungen.

 

Herr Dietrich, seit 15 Jahren sind Sie in der kommunalen Seniorenarbeit aktiv. Gab es ein Schlüsselerlebnis, das Sie dazu bewogen hat, sich für die Interessen von älteren Menschen einzusetzen?

 

BD: Ich war 42 Jahre lang Lehrer an einer Gesamtschule in Darmstadt, davon 17 Jahre Schulleiter. Als ich mit 65 Jahren aufhörte, habe ich mich umgeschaut, wo ich die erworbenen Kompetenzen weiter einsetzen könnte. In der Zeitung las ich dann, dass es in Seeheim-Jugenheim eine Seniorenvertretung gibt und dass Neuwahlen anstehen. Da habe ich mich beworben, weil ich mich mein Berufsleben lang für Menschen eingesetzt habe und auch gerne in Gremien arbeite.

 

Und haben Sie Ihr Engagement jemals bereut?

 

BD: Nein. Ich habe durch meine Tätigkeit viel über die Situation älterer Menschen gelernt, konnte auf kurzem Wege helfen und viel Dank und Bestätigung dafür erfahren. Außerdem konnte ich meine Gemeinde Seeheim-Jugenheim besser kennenlernen und hatte die Freude, mit zahlreichen interessanten Menschen zusammenzuarbeiten. Das hat mir viel gebracht.

 

Sie stehen dem Seniorenbeirat vor, es gibt aber auch noch die Seniorenvertretung. Was ist der Unterschied zwischen beiden Gremien?

 

BD: Die Mitglieder der Seniorenvertretung werden von der älteren Bevölkerung in Briefwahl gewählt. Sie ist sozusagen das Parlament. Aus der Vertretung wird dann der Beirat gewählt. Er führt die Geschäfte.

 

Gemeinsam mit dem kommunalen Seniorenbüro bietet der Seniorenbeirat eine Menge für die Generation Ü60 an – von einem umfangreichen Jahresprogramm unter anderem mit Sport- und Sprachkursen sowie Ausflügen und Vorträgen bis zu konkreten Hilfsangeboten durch die Wohnberatung oder die Nachbarschaftshilfe. Ist es schwer, andere für dieses ehrenamtliche Engagement zu bewegen?

 

BD: Anfangs nicht. Ich habe 2007 schon eine gute Basis vorgefunden. Zusammen mit dem Seniorenbüro konnten die Projekte ausgebaut werden. An Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat es nie gefehlt, weil jeder seine eigenen Ideen und Fähigkeiten je nach verfügbarer Zeit einbringen konnte. In den letzten Jahren allerdings rückt eine neue Generation nach, die länger beruflich tätig ist. Dadurch ist die Helferliste kleiner geworden.

 

Und wie werden die Angebote angenommen?

 

BD: Das jährliche Seniorenprogramm ist sehr bekannt, die Angebote werden gut genutzt, dasselbe gilt für die Nachbarschaftshilfe. Zahlreiche andere Angebote, wie zum Beispiel die Vorlesepaten oder die Wohnberatung, leiden darunter, dass sie in der Bevölkerung nicht so bekannt sind.

 

Gibt es ein Projekt, das Sie mit dem Seniorenbeirat realisieren konnten, auf das Sie besonders stolz sind?

 

BD: Schwer zu sagen. Die eigentliche Leistung war, dass die Seniorenvertretung Anerkennung erworben hat in der Gemeinde. Das größte Projekt war der Aufbau eines Bewegungsparcours auf dem Villenave d‘Ornon-Platz. Er wurde von uns initiiert und allein durch Spenden finanziert. Besonders stolz bin ich zudem darauf, dass wir in sämtlichen Ortsteilen Begehungen durchgeführt haben, bei denen die Menschen vor Ort Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen konnten. Die Themen Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit standen dabei im Vordergrund.

 

Die Corona-Pandemie hat sicher auch Ihre Arbeit in den letzten beiden Jahren stark beeinflusst. Was war für Sie die größte Herausforderung?

 

BD: Eindeutig die größte Herausforderung war es, unsere vielen Ehrenamtlichen im Boot zu halten, weil viele Projekte durch die Corona-Auflagen nur bedingt stattfinden konnten.

 

Nun steht im Mai die Wahl einer neuen Seniorenvertretung an. Sie haben sich entschieden, nicht mehr zu kandidieren. Ist Ihnen diese Entscheidung schwer gefallen?

 

BD: Nein. Ich bin der Meinung, dass 15 Jahre genug sind. Als ich damals angefangen habe, konnte ich neue Ideen und neuen Schwung einbringen. Nun ist es an der Zeit, dass andere diese Möglichkeit auch bekommen.

 

Was wünschen Sie Ihren Nachfolgern?

 

BD: Mein Wunsch ist, dass die Seniorenvertretung ihre Bedeutung in der Gemeinde behält, dass die aufgebauten Kontakte bleiben beziehungsweise noch ausgebaut werden können und dass die Bevölkerung die Arbeit mehr und mehr kennenlernt und wertschätzt.

 

Zum Abschluss noch die Frage: Was ist für Sie der schönste Ort für ältere Menschen in Seeheim-Jugenheim?

 

BD: Die vielen Möglichkeiten zum stressfreien Spazierengehen, auch der Entenweiher mit den Enkelkindern – und natürlich das Seniorenbüro mit seiner Leiterin Andrea Lehrian, mit der ich in all den Jahren sehr gut zusammengearbeitet habe.

 

Auf dem Bild: Seniorenbeiratsvorsitzender Bernd Dietrich und Andrea Lehrian vom Seniorenbüro beim Bewegungsparcours im Villenave D’Ornon-Park.

 

Kurzinfo

Seitdem vor 30 Jahren die Seniorenvertretung in der Kommune etabliert wurde, gibt es alle fünf Jahre die Wahl einer neuen Vertretung. 31 Mitglieder gilt es zu bestimmen, die wiederum aus ihrer Gruppe neun Angehörige des Seniorenbeirats als geschäftsführendes Organ wählen. Wahlberechtigt für die Seniorenvertretung sind alle Bürgerinnen und Bürger in der Kommune ab 60 Jahren, was mit einer Zahl von rund 5.600 Stimmberechtigten etwa ein Drittel der Einwohnerzahl in Seeheim-Jugenheim ausmacht.

Ziel der Seniorenvertretung ist es daran mitzuwirken, dass die Selbstständigkeit von älteren Menschen so lange wie möglich erhalten bleibt. So hat der Seniorenbeirat ein Anhörungs- und Rederecht in allen gemeindlichen Gremien und bietet zusätzlich zu verschiedenen Beratungsangeboten auch konkrete Hilfe an. Gemeinsam mit dem Seniorenbüro sowie einer Reihe von Ehrenamtlichen erarbeiten die Mitglieder des Beirats zudem jährlich ein umfangreiches Seniorenprogramm unter anderem mit Theater- und Museumsbesuchen, Vorträgen oder sportlichen Aktivitäten, mit dem sich das Leben „Ü60“ aktiv und abwechslungsreich gestalten lässt.

 

Detaillierte Informationen über die Angebote für Seniorinnen und Senioren in Seeheim-Jugenheim finden sich auf der Gemeinde-Webseite unter www.seeheim-jugenheim.de.