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Mit eigenem Strom


Erst im April wurde in der Verbandskläranlage in Bickenbach die vierte Reinigungsstufe in Betrieb genommen, die die Kläranlage gemeinsam mit ihren bereits bestehenden hochmodernen Systemen zur fortschrittlichsten und leistungsfähigsten in ganz Hessen macht. Jetzt legt der Abwasserverband der beiden Betreibergemeinden Bickenbach und Seeheim-Jugenheim mit einer weiteren Inbetriebnahme nach. Auf Freiflächen und Überdachungen wurde eine Photovoltaikanlage installiert, die die Stromversorgung der Verbandskläranlage gemeinsam mit der Stromproduktion der Mikrogasturbine zu rund 50 Prozent sichert.

Die Idee, den Bedarf der Verbandskläranlage mit eigenem Strom über eine PV-Anlage soweit wie möglich zu decken, hatte der Geschäftsführer des Abwasserverbands Jörg Stanzel bereits 2022. Denn klar war, dass mit der geplanten Erweiterung der Anlage um die vierte Reinigungsstufe, die Mikroverunreinigungen wie Medikamentenreste oder Rückstände aus Reinigungsmitteln nahezu vollständig aus dem Wasser entfernt, auch der Strombedarf um etwa zehn Prozent steigt. Warum also nicht vorhandene Flächen für die Stromgewinnung aus Sonnenenergie nutzen? Dank der Tatsache, dass der Abwasserverband Ende 2024 zur Klimakommune wurde, konnte für die Realisierung des Vorhabens ein Förderprogramm des Landes Hessen genutzt werden, das kommunale Klimaschutz- und Klimaanpassungs-konzepte unterstützt. 200.000 Euro sind über diese Förderung abgedeckt, die restlichen 800.00 Euro an Kosten haben sich nach Schätzung von Jörg Stanzel nach etwa zehn Jahren amortisiert.

Installiert wurde eine PV-Anlage mit einer Leistung von 504.45 Kilowatt peak. 953 Module wurden dazu auf der Freifläche der Anlage verbaut, 168 auf der Überdachung des Lagerplatzes. Ein Industriestromspeicher mit einer Kapazität von 645 Kilowattstunden ergänzt das Ganze. „Eine größere Anlage war leider nicht möglich“, erklärt der Geschäftsführer des Abwasserverbands. „Wir haben alle Flächen voll ausgenutzt“. Stolz ist er darauf, dass nach Ausschreibung und Submission im vergangenen Frühjahr zügig mit dem Bau der Anlage im August begonnen werden konnte und sie nach Fertigstellung Ende Oktober sowie einem ersten Probebetrieb jetzt mit 12 Wochen Bauzeit noch weit unter den geschätzten 70 Wochen voll in Betrieb gehen kann. „Wir haben die Entscheidung Solarstrom zu nutzen, nicht nur aus ökologischen Gründen getroffen, sondern erhoffen uns nach der Abschreibung auch einen ökonomischen Effekt zugunsten der Bürgerinnen und Bürger“, so Bürgermeister Markus Hennemann, der dem Abwasserverband gemeinsam mit seiner Amtskollegin aus Seeheim-Jugenheim, Birgit Kannegießer, vorsteht. Ihre volle Leistung kann die Anlage jahreszeitlich bedingt zurzeit jedoch noch nicht bringen.

Auf dem Bild: Bürgermeister Markus Hennemann (Bickenbach) und Bürgermeisterin Birgit Kannegießer (Seeheim-Jugenheim) vom Vorstand des Abwasserverbands mit Verbands-Geschäftsführer Jörg Stanzel (2. von links) sowie Jens Hommel von AHS-Solar (ganz rechts) vor der neuen PV-Anlage auf dem Gelände der Verbandskläranlage in Bickenbach.