Gemeinsames und konsequentes Handeln gefragt
Am 26. März hatte Suse Bruer, die Vorsitzende der Gemeindevertretung, zur diesjährigen Bürgerversammlung in Seeheim-Jugenheim eingeladen. Rund 80 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt und nutzten den Abend, um sich über zwei invasive Arten zu informieren, die sich in Seeheim-Jugenheim immer mehr ausbreiten: die Asiatische Tigermücke und die Asiatische Hornisse.
Gleich zwei Vorträge gab es im ersten Teil des Abends zum Thema Asiatische Tigermücke. Dr. Elisa Stickler vom Hessischen Landesamt für Gesundheit und Pflege (HLfGP) ging in ihrem Vortrag auf die ursprünglich aus dem Urwald in Südostasien stammende Stechmücke als Gesundheitsschädling ein. Denn die Tigermücken können Krankheiten wie etwa das Dengue-Fieber übertragen, was in Deutschland allerdings noch eine eher untergeordnete Rolle spielt. Hierzulande sind sie eher als sogenannter Lästling aktiv, denn die nur etwa einen Zentimeter großen Stechmücken belästigen, einmal angesiedelt, mit ihren Stichen rund um die Uhr. Dies unterscheidet sie von den herkömmlichen Mücken, die nur in der Dämmerung aktiv sind. „Wie soll ich meinem kleinen Sohn klarmachen, dass er im Sommer nicht mehr bei uns im Garten spielen kann?“, war die eindringliche Frage dazu von einem Anwohner aus der Gerhart-Hauptmann-Straße, die mit den anliegenden Straßen und dem benachbarten Waldfriedhof zu einem der Hotspots in Seeheim gehört, was den Befall mit Tigermücken angeht. Und auch weitere Anwohner schilderten, wie sehr die lästigen Mücken ihre Lebensqualität über mehrere Monate des Jahres, von April bis September, beeinträchtigen. Wichtig ist es deshalb zum einen, die Tigermückenplage in den betroffenen Gebieten erheblich zu reduzieren beziehungsweise ganz zu beseitigen. Zum anderen gilt es aber auch zu verhindern, dass die Mücken sich noch weiter im Gemeindegebiet ausbreiten.
Der zweite Referent des Abends, Artur Jöst von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft der Schnakenplage e.V. (KABS), lieferte hierzu wertvolle Informationen und Handlungsempfehlungen. Mit vielen Beispielen zeigte er auf, an welchen Stellen sich Brutstätten befinden und die Tigermücken ihre Eier ablegen. Dabei sind die ausgesprochen anpassungsfähigen Insekten nicht wählerisch und nutzen nahezu jede Möglichkeit, wo sich Wasser ansammeln kann: etwa in Untersetzern, herumliegendem Spielzeug und Joghurtbechern, verstopften Regenrinnen und Abflüssen oder offenen Regentonnen. Brutstätten und Wasseransammlungen konsequent zu vermeiden, ist denn auch die wichtigste Strategie bei der Bekämpfung der Tigermückenplage. Jöst genauso wie seine Mitreferentin Stickler betonten jedoch, dass das Ganze nur erfolgsversprechend sein kann, wenn alle Anwohner in den betroffenen Gebieten durchweg von April bis September mitmachen. Auch die Gemeinde muss auf öffentlichen Flächen Maßnahmen treffen und beispielsweise Friedhofsbesucher dazu auffordern, Gießkannen oder Vasen nur noch mit der Öffnung nach unten abzustellen. In einigen Kommunen kommen zudem Bti-Tabletten zum Einsatz. Alle zwei Wochen werden Gullys mit dem rein biologischen Wirkstoff gegossen. Die Gemeindeverwaltungen stellen die Tabletten zur Verfügung, Anwohner übernehmen in der Regel das Gießen. Bürgermeisterin Birgit Kannegießer versprach bei der Bürgerversammlung, für die Bereitstellung der Tabletten zu sorgen. Zusätzlich plant sie in Kürze einen Besuch aller Haushalte rund um die Gerhart-Hauptmann-Straße, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen und für ein gemeinschaftliches Handeln zu werben.
Der angekündigte Vortrag bei der Bürgerversammlung über die Asiatischen Hornissen musste leider entfallen, da die Referentin erkrankt war. Lisa Dönges, die bei der Gemeindeverwaltung für den Bereich Umwelt und Klima zuständig ist, gab aber stellvertretend eine kurze Übersicht zur Asiatischen Hornisse als invasive Art, die heimische Insekten wie beispielsweise Bienen in ihrer Existenz bedrohen. Laut Unionsliste besteht deshalb auch eine Melde- und Beseitigungspflicht. Wer Asiatische Hornissen ausmacht, sollte das Meldeportal des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) nutzen. Das Regierungspräsidium veranlasst anschließend die Beseitigung. Keinesfalls sollten Nester eigenständig entfernt werden, da Verwechslungsgefahr zur unter Naturschutz stehenden heimischen Hornisse besteht.
Die Gemeinde Seeheim-Jugenheim ist dabei, auf ihrer Webseite eine eigene Seite im Bereich „Umwelt und Klima“ zum Thema „Invasive Arten“ zu erstellen. Neben Informationen und weiterführenden links zu Asiatischen Tigermücken und Asiatischen Hornissen gibt es hier Checklisten für den Garten mit möglichen Brutstätten sowie Hinweise zu Meldeportalen. Vorgesehen ist auch, die beiden Vorträge von der Bürgerversammlung einzustellen.
Betroffene Bürgerinnen und Bürger erhalten zudem Infomaterial und Checklisten zu Tigermücken bei der Gemeindeverwaltung, gerne auch mehrfach kopiert zur Info an die Nachbarschaft. Kontakt: Bereich Umwelt und Klima, Lisa Dönges, Tel. 06257/990-206, E-Mail lisa.doenges@seeheim-jugenheim.de oder Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Sabine Milewski, Tel. 06257/990-103, E-Mail presse@seeheim-jugenheim.de.
Sobald darüber hinaus die Bti-Tabletten bei der Gemeindeverwaltung verfügbar sind, gibt es dazu eine Information an die Bürgerinnen und Bürger.
Einfache wie wirksame Maßnahmen, die die Kommunale Aktionsgemeinschaft der Schnakenplage e.V. (KABS) bei Tigermücken empfiehlt:
- Aufräumen und entsorgen: Alles, worin sich Wasseransammlungen bilden können wie altes Kinderspielzeug, ausrangierte Untersetzer und Übertöpfe, Autoreifen
- Abdichten: zum Beispiel hohle Zaunpfähle oder Regentonnen (entweder mit Deckel versehen und auf eine Erhöhung stellen: Wasserentnahme über einen Wasserhahn möglich; andere Möglichkeit: mit einem Netz versehen und fest verschließen, gibt es in Baumärkten oder online)
- Trocken lagern: Gießkannen und Schubkarren umdrehen, Gartengeräte und Material nicht im Freien, sondern geschützt in Hütte oder Garage lagern
- Freihalten von Abläufen: Verstopfungen in Regen- oder Entwässerungsrinnen beseitigen
- Wöchentlich leeren: Tiertränken, Untersetzer und Übertöpfe ausleeren und säubern, am besten mit ca. 60 bis 70 Grad heißem Wasser und einer Bürste
- Bti-Tabletten: Können in Regentonnen (wenn nicht verschlossen), in kleinen Teichen und in Gullys verwendet werden.
- Heiß ausspülen: Wöchentlich die Innenränder von Untersetzern mit heißem Wasser (60 bis 70 Grad) heiß ausspülen und mit der Bürste säubern. Wo es möglich ist, am besten gar keine Untersetzer verwenden.
Wo es im Garten hakt und sich Wasseransammlungen bilden können, zeigt sich besonders gut nach einem Regentag.